Online-Ausstellung

Kontinuität rechten Terrors in Sachsen seit 1990

2016, Bautzen

„Der Polizist hat gesagt, wir müssen ihn komplett kontrollieren, dafür muss er sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Sie würden ihn dann gleich mit auf das Revier nehmen, damit er dort nackt in einer Zelle schlafen kann.“

Redebeitrag

Ein Freund und ich waren auf dem Weg vom Steinhaus zum Greenpark um mein Fahrrad dort abzuholen. Zwei große Autos von der Polizei waren auf dem Weg zum Döner auf dem Holzmarkt. Ein Polizist ist in der Nähe des Döners ausgestiegen und hat zu uns rüber geguckt.

Als wir die Straße kreuzen wollten, pfiff der Polizist. Mein Freund hat sein Fahrrad dabei gehabt, aber, er hat es geschoben. Wir haben gestoppt und auf die Polizisten gewartet. Die haben mir gesagt, ich solle weiter gehen, aber mein Freund soll mit der Polizei mitgehen. Er hat gefragt „Warum?“ und derselbe Polizist, der gepfiffen hat, sagte aggressiv „Darum!“. Sie haben mir nochmal mit der Hand gezeigt, dass ich weg soll. Ich habe gesagt, dass ich sehr gut Deutsch kann und ich für ihn übersetzen kann, wenn das möglich ist. Sie haben gesagt: „OK, ihr beide kommt mit ins Auto“. Ich habe die Polizisten gefragt „Warum? Was soll das?“. Sie haben mir gesagt, dass er mit dem Fahrrad gefahren ist, ohne Licht und mit einer Hand. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich das nicht gesehen habe. Der Polizist hat geantwortet, dass wir jetzt zum Auto gehen sollen.

Mein Freund ist zuerst gegangen und ich bin ihm gefolgt. Der Polizist fasste ihn am Arm und wollte ihn schlagen, da er wahrscheinlich dachte, dass er abhaut. Trotzdem ist er (mein Freund) mitgekommen. Wir redeten Arabisch und die Polizei sagte, ich soll alles übersetzen was er sagt. Ich sagte, dass ich nicht als Dolmetscher, sondern als Freund hier bin. Der Polizist sagte mir, dass Sie wissen müssen was er sagt, weil er vielleicht schlechte Sachen über Sie erzählt. Ich sagte „Ok alles cool“.

Danach hat er Ihn auffordert sein Fahrrad wegzustellen, damit sie ihn kontrollieren können. Er sollte sich an das Auto stellen, er hat sich hingestellt. Der Polizist hat gesagt, dass Sie ihn komplett kontrollieren müssten, dafür sollte er sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Aber zuerst brauchten sie seinen Ausweis. Ich habe sofort seinen Ausweis genommen und ihnen diesen gegeben. Danach habe ich selbst sofort alle Taschen von ihm leergemacht, da es sonst die Polizei getan hätte. Als sein Kumpel hat er mich das machen lassen. Ich wollte keinen Stress mit der Polizei. Ich habe der Polizei die Dinge aus den Taschen gegeben, sie haben die Sachen kontrolliert und dann an mich zurückgegeben und ich habe es meinem Freund zurückgegeben.

Dann fragten sie, wo er die Kette mit dem Anhänger herhat. Der Anhänger war ein Schwert aus Metall. Er hat nichts gesagt. Ich habe sofort gesagt, dass ich auch so ein Schwert umhängen habe und habe es ihnen gezeigt. Ich meinte, dass ich es ihm zum Geburtstag geschenkt habe und es meine Schuld wäre, wenn es verboten ist. Der andere Polizist, der die Papiere kontrolliert hatte, schaute sich mein Schwert an. Ich fragte ihn, ob das schlimm ist. Er sagte: „Ja, denn es ist aus Metall und es könnte eine Waffe sein, aber jetzt machen wir nichts“.

Dann kam der zweite Polizist, der den Ausweis kontrolliert hatte, zurück. Er sagte, dass er (mein Freund) seine Hose ausziehen soll. Mein Freund wollte das nicht tun, auch wenn sie ihn schlagen. Ich musste mir schnell etwas überlegen und sagte dem Polizisten, dass ich das sehr schlimm finde. Sie könnten die Beine abtasten ohne die Hose wegzumachen. „So macht das doch die Polizei“, habe ich gesagt. Er hat gesagt “Ja ok“, aber die Schuhe müsste er ausziehen. Also hat er die Schuhe ausgezogen und hat sie der Polizei gereicht. Der Polizist hat die Schuhe genommen.

Dann sollte er auch noch die Socken ausziehen. Er hat es getan und die Socken ausgeschüttelt. Seine Füße haben schlecht gerochen und die Polizei hat sich darüber lustig gemacht. Sie haben laut gehustet und blöde Sprüche gerissen. Dann sollte er die Jacke und das T-Shirt ausziehen.

Der Polizist hat gesagt, dass ich ihm übersetzen soll, dass er nach Hause gehen soll. Mein Freund meinte, dass er kein Kind mehr ist und hingehen kann wo er möchte. Das übersetzte ich. Der Polizist meinte aber, das er nach Hause gehen soll. Wenn sie ihn nochmal erwischen würden, bekäme er eine Geldstrafe. Und sie wüssten, dass er die nicht bezahlen kann und würden ihn dann gleich mit auf das Revier nehmen, damit er dort nackt in einer Zelle schlafen kann. Der eine Polizist sagte noch, dass ihn mein Freund aggressiv macht und das immer wenn er ihn sieht.

Sie haben dann gesagt, dass wir jetzt gehen müssen. Ich wollte gerne noch die Namen der Polizisten haben, da der RAA uns gesagt hat, dass wir ein Recht darauf haben. Also habe ich den Polizisten gefragt. Er hat mir seinen Namen sehr schnell gesagt, ich habe nichts verstanden. Ich habe ihm gesagt, dass er es mir noch einmal sagen soll, damit ich es in mein Handy tippen kann. Er hat mir den Namen noch einmal schnell gesagt, ich habe wieder nichts verstanden. Daraufhin ist mein Freund schon gegangen und hat mir noch auf Arabisch gesagt, dass er keine Lust mehr hat. Die Polizei fragte mich, was er gesagt hat. Ich antwortete, dass ich es nicht verstanden hätte und log. Da hat er (der Polizist) geantwortet, dass er meinem Freund mit seiner Hand direkt auf seine Nase schlagen wird, wenn er noch einmal etwas auf Arabisch sagt.

Sein Kollege hielt ihn zurück und wir konnten gehen. Diese Situation hat uns wieder gezeigt, dass die Polizei uns ins Bautzen nicht mag und sie böse zu uns sind.

Danksagungen

Die Ausstellung wurde finanziell durch die Deutsche Postcodelotterie unterstützt.

Diese Künstler*innen waren an der Gestaltung beteiligt:

Ton,- Videoaufname, Schnitt: Gerog Spindler und Annett Schudeja, https://binario-stern.de

Grafic Recording: Julia Kluge, http://www.kluugel.de

Gestaltung Stellwände und Desingvorlage für Website: Norma Scheibenhof, https://www.kollektivdesign.com

Programmierung und Gestaltung website: Afeefa Kollektiv

Die Veranstaltung war möglich im Rahmen des NSU Tribunal. https://www.nsu-tribunal.de