Online-Ausstellung

Kontinuität rechten Terrors in Sachsen seit 1990

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Einleitung

Im Herbst 2019 fand in Chemnitz das „NSU Tribunal“ statt, bei dem wir die „Kontinuität rechten Terrors in Sachsen“ aufzeigten. Die Ergebnisse sind hier zu sehen: „Stationen“ und Zitate der Erzählungen und Berichte, die Betroffene geteilt haben und Zeichnungen, die die Erzählungen per Graphic Recording festhielten.

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1991, Dresden

Am 6. April 1991 stirbt Jorge Gomondai in Dresden. Neonazis hatten ihn wenige Tage vorher, in der Nacht zum Ostersonntag, dem 31. März 1991, in einer Straßenbahn rassistisch beleidigt, geschlagen, bedroht und dann aus der fahrenden Bahn gestoßen. Jorge Gomondai ist das erste Todesopfer rassistischer Gewalt in Sachsen nach der Wiedervereinigung.

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1991, Hoyerswerda

„Aber die meisten Leute, die da waren, waren unsere Nachbarn, also Leute, die mit uns zusammengearbeitet haben, Leute, die ebenfalls in Hoyerswerda wohnen, also einfach die Bevölkerung. Am meisten Jugendliche. Deren Eltern standen hinten und haben dazu gebrüllt und in die Hände geklatscht, den Jugendlichen Mut gemacht, dass sie weitermachen sollten.

Heute leugnen sie es, weil sie sich schämen, um Vergebung zu bitten. Sie sind zu dieser Geste nicht in der Lage und werden es nie sein.“

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1995, Wurzen

„So ziemlich alle Jugendtreffs, Kneipen und Diskotheken, so es noch welche gibt, sind von Nazis besetzt.

Die NPD, ... , spricht später davon, dass man es geschafft habe in Wurzen eine „national befreite Zone“ zu schaffen und der Kampf um die Straße und um die Köpfe gewonnen sei.

CDU-Bürgermeister Anton Pausch wies stets jedwede Anfrage von Medien zurück: „Ihm sei nicht bekannt, dass es in Wurzen eine rechtsradikale Szene gäbe“.“

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1999, Pirna

„Während wir zu Nestbeschmutzer*innen wurden, mussten wir zusehen, wie Nazis Ordnerdienste auf Dorffesten stellten und wie die Naziband „14 Nothelfern“ mit ihren deutschen Rechtsrocktexten den Newcomer Preis der sächsischen Zeitung und Sparkasse gewann.
Solche Geschichten könnten wir von mehr als 20 Jahren erzählen. Es sind Geschichten von gebrochenen Knochen, von Angriffen auf die Wohnhäuser unserer Eltern oder von Brandanschlägen.

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2006, Mittweida

„So wuchs dieser „Sturm 34“ zu einer relativ großen Gruppe zusammen, welche sich zur Aufgabe gemacht haben, den Altlandkreis Mittweida zu einer nationalbefreiten Zone zumachen. Wir konnten nicht mehr allein heimgehen. Wir sind in Gruppen heimgegangen und haben eine krasse Paranoia entwickelt.“

2009, Limbach-Oberfrohna

„So „lernten“ wir Stück für Stück, welche Orte wir nicht betreten durften, an welchen Orten es zu welcher Zeit für uns einfach zu gefährlich war.

Wir sahen Unmengen von Nazis, die sich in der Stadt versammelten und mit ihren Autos durch Limbach fuhren. Es war eine wahnsinnig angespannte, explosive Stimmung und allen war klar, dass noch etwas passieren würde. Einige Stunden später brannte das Erdgeschoss unseres Vereinshauses.“

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2015, Freital

„Der Satz von Freunden „Komm gut heim! Pass auf dich auf!“ wurde nun zu mehr als nur einer hohlen Worthülse.

„Ich war in einer permanenten Anspannung, immer darauf gefasst, dass wieder etwas passiert. Meine komplette Anschrift inklusive Geburtsdatum und Geburtsort wurde in den sozialen Medien veröffentlicht. Das trug nicht gerade dazu bei ruhiger zu werden.“

2016, Bautzen

„Der Polizist hat gesagt, wir müssen ihn komplett kontrollieren, dafür muss er sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Sie würden ihn dann gleich mit auf das Revier nehmen, damit er dort nackt in einer Zelle schlafen kann.“

2017, Löbau

„Wir sind einfach gerannt. Ich habe meinen anderen Freunden gesagt, dass wir nicht rennen müssten, da wir nichts falsch gemacht hatten. Doch die Angst hat alle kontrolliert und wir rannten.“

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2018, Chemnitz

„Der besondere Fokus liegt jedoch auf dem Spätsommer und Herbst. In vier Monaten müssen wir von einer rechten rassistischen Dominanz in der Stadt Chemnitz sprechen. Im Jahr 2018 haben sich die rechtsmotivierten Angriffe in der Stadt vervierfacht.“

Danksagungen

Die Ausstellung wurde finanziell durch die Deutsche Postcodelotterie unterstützt.

Diese Künstler*innen waren an der Gestaltung beteiligt:

Ton,- Videoaufname, Schnitt: Gerog Spindler und Annett Schudeja, https://binario-stern.de

Grafic Recording: Julia Kluge, http://www.kluugel.de

Gestaltung Stellwände und Desingvorlage für Website: Norma Scheibenhof, https://www.kollektivdesign.com

Programmierung und Gestaltung website: Afeefa Kollektiv

Die Veranstaltung war möglich im Rahmen des NSU Tribunal. https://www.nsu-tribunal.de