Hate Speech // Informationen und Handlungsmöglichkeiten
Inhaltsübersicht

Auswirkungen von Hate Speech und Unterstützung für Betroffene

Durch Hate Speech sollen Betroffene gezielt diffamiert, diskreditiert und eingeschüchtert werden, um gesellschaftliche Debatten im Sinne der Angreifer*innen zu beeinflussen oder zu bestimmen. Die Auswirkungen solcher Attacken können, je nach Art und Vehemenz sowie dem persönlichen Background der Betroffenen, individuell sehr unterschiedlich sein.

Auswirkungen_von_Hate_Speech.png

Auswirkungen von Hate Speech

Allgemeine Auswirkungen

  • Einschränkung der Meinungsvielfalt: Werden politische Diskurse im Netz von einer hetzenden Minderheit bestimmt, leidet die Debattenkultur und ein sinnvoller Meinungsaustausch wird verhindert. Durch gezielte Angriffe auf Meinungsträger*innen, die dem vorherrschenden Konsens der Mehrheitsgesellschaft widersprechen, können sich bestehende Macht- und Ungleichheitsdynamiken verfestigen oder sogar verstärken.

  • Diskursverzerrung: Werden Debatten auf diese Weise beeinflusst und polarisiert, entsteht oft der Eindruck, menschenverachtende Ansichten würden die mehrheitliche Meinung bestimmen. Dadurch wird der Blick auf die gesellschaftliche Realität verzerrt.

  • Rückzug aus dem digitalen Raum: Oft ziehen sich sowohl direkt, als auch potenziell Betroffene nach selbst- oder miterlebten Hate-Speech-Angriffen aus Debatten zurück. Im schlimmsten Fall meiden sie auf Grund ihrer negativen Erfahrungen den digitalen Raum und nehmen auf diese Weise nicht mehr an gesellschaftlichen Diskursen teil.

Individuelle Auswirkungen

  • Emotionaler Stress: Shitstorms, persönliche Drohmails oder Doxxing können emotionalen Stress auslösen. Wenn das eigene Sicherheitsempfinden gefährdet wird, entwickeln sich oft Ängste und Ohnmachtsgefühle. Damit verbundene Symptome wie innere Unruhe und Wut können Betroffene aus dem Gleichgewicht bringen.

  • Selbstzweifel: Dauern Angriffe über einen längeren Zeitraum an oder vollziehen sich auf einer sehr persönlichen Ebene (etwa durch sexualisierte Anfeindungen), kann dies bei Betroffenen zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen.

  • Verunsicherung und Angstgefühle: Gerade bei persönlichen Einschüchterungen oder konkreten Gewaltdrohungen fällt die Einschätzung der eigenen Gefährdungslage oft schwer. Unklare Bedrohungslagen können ein diffuses Gefühl der Angst erzeugen, wodurch die Gefahr besteht, dass sich Betroffene sowohl aus dem virtuellen, als auch aus ihrer analogen Lebenswelt zurückziehen.

  • Psychische Krankheiten: Werden emotionale Belastungen und psychische Reaktionen nicht erkannt oder verdrängt, können sich Symptome verfestigen. Im schlimmsten Fall kann dies psychische Erkrankungen (bspw. eine Depression) zur Folge haben.

  • Reale Bedrohungslagen: Virtuelle Angriffe können reale Bedrohungslagen bis hin zu körperlichen Angriffen nach sich ziehen. Ein erhöhtes Risiko besteht vor allem für Personen, die in der Öffentlichkeit stehen (etwa Politiker*innen oder Journalist*innen) oder per se einer erhöhten Gefährdungslage ausgesetzt sind (etwa politische Aktivist*innen, die im Fokus von Neonazis stehen).

Unterstützung für Betroffene

Betroffene von Hate Speech haben verschiedene Möglichkeiten, um Angriffen zu begegnen. Nicht jede Strategie ist für jede Person sinnvoll oder entlastend. Um adäquat reagieren zu können, ist es daher wichtig, auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich Unterstützung bei Beratungsstellen zu holen.

Allgemeine Handlungsansätze

  • Abstand gewinnen: Gerade bei Angriffsformen wie etwa Shitstorms oder Nachrichtenfluten kann es sinnvoll sein, einen persönlichen Abstand zu Hass und Hetze zu gewinnen. Dies kann etwa dadurch erreicht werden, indem eigene Social-Media-Accounts zeitweise von Vertrauenspersonen beobachtet oder betreut werden.

  • Distanz herstellen: Hate Speech als gesamtgesellschaftliches Phänomen wahrzunehmen und sich Wissen über Hintergründe und Wirkungsweisen anzueignen, kann entlastend wirken und dabei helfen, Distanz zu individuellen Erfahrungen herzustellen. Betroffene sollten sich immer bewusst machen, dass sie nicht die Schuld für Angriffe tragen.

  • Sprachfähigkeit bewahren: Ziel von Hate Speech ist es, Betroffene einzuschüchtern und mundtot zu machen. Daher ist es wichtig, die eigene Sprachfähigkeit zu bewahren bzw. wiederzuerlangen. Dies kann im direkten Austausch mit anderen, aber auch durch die Verschriftlichung der eigenen Erlebnisse geschehen.

  • In geschützten Räumen agieren: Besteht nach Angriffen im Netz eine große Unsicherheit, kann es sinnvoll sein, sich zunächst in geschützten virtuellen Räumen zu bewegen, bis die persönliche Handlungssicherheit wiederhergestellt ist.

  • Verhalten in Bedrohungslagen: Vermeintliche oder reale Bedrohungslagen und damit verbundene Sorgen um die eigene Sicherheit können große Ängste auslösen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, das eigene Umfeld zu sensibilisieren und ggf. weitere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Bei konkreten Bedrohungslagen sollten sich Betroffene umgehend an die Polizei wenden.

Unterstützung bei Beratungsstellen

Betroffene von rechten Angriffen im digitalen Raum können in Sachsen Unterstützung bei der Beratungsstelle "Support" des RAA Sachsen e.V. erhalten.

Angebot der Beratungsstellen

  • Beratung: Fachkundige Berater*innen können mit Ihnen über den Umgang mit rechten Angriffen sprechen und Sie darin unterstützen, solche Vorfälle und daraus resultierende Folgen zu verarbeiten.

  • Unterstützung bei Dokumentation, Beweissicherung und Anzeigen: Beratungsstellen können Ihre Fälle von rechten Angriffen dokumentieren und Sie bei einer möglichen Strafanzeige unterstützen. Zudem können sie an fachkundige Anwält*innen vermitteln und zu einer entsprechenden Finanzierung beraten.

  • Unterstützung bei Kosten: Ferner können weitere Finanzierungsmöglichkeiten für Betroffene rechter Gewalt geprüft werden.

  • Begleitungsangebote: Auf Wunsch kann eine Begleitung zu Terminen bei der Polizei oder vor Gericht erfolgen.

  • Risikobewertung: Die Fachberatungsstellen unterstützen Sie dabei, das persönliche Risiko und reale Gefahrenpotential abzuschätzen. Gemeinsam können ggf. Ermittlungsbehörden eingeschaltet werden.

  • Öffentlichkeitsarbeit: Gemeinsam kann auch gezielt die Öffentlichkeit über rechte Angriffe informiert werden.

Grundsätze der Beratung: Unsere Beratung ist grundsätzlich vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym.

Weiterführende Informationen zum Thema Hate Speech und Zugang zum Unterstützungs- und Beratungsangebot:

» www.raa-sachsen.de/hatespeech