Chronik

Die Chronik informiert über rechtsmotivierte und rassistische Vorfälle in Sachsen. Genannt werden nicht nur Angriffe, sondern auch Vorfälle, wie Sachbeschädigungen, Schmierereien oder rechte Propagandaaktionen. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die hier veröffentlichten Angriffe fließen auch in die Statistik ein. Nicht alle in die Statistik aufgenommene Angriffe finden sich jedoch in der Chronik wieder: Angriffe die nicht polizeibekannt sind, werden nicht veröffentlicht, ebensowenig Angriffe, die nicht bereits öffentlich sind und die Betroffenen dies nicht wünschen. Die Vorfälle können nach Landkreisen und Zeiträumen gefiltert betrachtet werden.

Nach Landkreis filtern

Nach Zeitraum filtern

Vorfall vom 15. November 2020 | Erzgebirgskreis

Aue

Fahrradweg mit Hakenkreuz beschmiert

Unbekannte haben auf dem Fahrradweg einer Unterführung zur Nikolaipassage in Aue ein neongelbes Hakenkreuz gesprüht. Die Schmiererei wurde unkenntlich gemacht. Die Polizei hat Ermittlungen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 13. November 2020 | Erzgebirgskreis

Marienberg

Hakenkreuz an Hauswand gesprüht

In Marienberg wurde neben weiteren Sprüchen auch ein Hakenkreuz an die Hauswand eines Firmengeländes gesprüht. Die Polizei ermittelt wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 13. November 2020 | Vogtlandkreis

Plauen

Hitlergruß gezeigt

Beamt*innen der Polizei näherten sich am Freitag einem 47-jährigem Mann in Plauen. Als diese den Mann erreichten, zeigte dieser den Hitlergruß und rief verfassungsfeindliche Parolen. Gegen den Mann ermittelt nun die Polizei wegen der Verwendung verfassungswidriger Symbole.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 12. November 2020 | Stadt Leipzig

Leipzig - Südvorstadt

Hakenkreuze auf Tischtennisplatte

Auf einer Tischtennisplatte in der Leipziger Südvorstadt wurden mehrere Hakenkreuze und nicht eindeutig zuzuordnende Drohungen mit einem Stift angebracht.

Quelle: Augenzeug*innen

Vorfall vom 11. November 2020 | LK Bautzen

Königsbrück

Innenräume eines Gebäudes mit verfassungswidrigen Kennzeichen beschmiert

Zwischen dem 8. und 11. November drangen Unbekannte in ein Gebäude auf der Straße Am Ostbahnhof ein und beschmierten die Wände mit mehreren Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Zudem schmissen die Unbekannten mehrere Fensterscheiben ein. Insgesamt verursachten sie damit einen Schaden von etwa 1.000 Euro.

Quelle: Polizei (PD Görlitz)

Vorfall vom 11. November 2020 | Mittelsachsen

Hartha

Hakenkreuze auf Sitzbank

Unbekannte haben zwischen dem 9. November und dem 11. November auf mindestens zwei Sitzbänke in Harthau antisemitische Sprüche und mehrere Hakenkreuze geschmiert. Die Polizei hat Ermittlungen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 11. November 2020 | Stadt Leipzig

Leipzig - Neustadt-Neuschönefeld

Rechte Rufe im Rabet

Im Stadtteilpark Rabet, der im migrantisch geprägten Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld gelegen ist, rief ein Mann "Sieg Heil".

Quelle: Augenzeug*in

Vorfall vom 10. November 2020 | LK Bautzen

Sohland an der Spree

Randalierer hinterlassen verfassungswidriges Symbol

In unmittelbarer Nähe des Wanderparkplatzes "Waldbühne" rissen Unbekannte eine Bank aus ihrer Verankerung und kippten einen Hochstand um. Außerdem hinterließen sie ein verfassungswidriges Symbol auf einem Wegstein. Das mit grüner Farbe aufgebrachte Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen hatte einen Durchmesser von etwa einem halben Meter.

Quelle: Polizei (PD Görlitz)

Vorfall vom 9. November 2020 | Stadt Dresden

Dresden - Innere Altstadt

Hitlergruß nach Teilnahme an PEGIDA-Kundgebung und Störung von Pressearbeit

Nachdem eine Person an der Kundgebung des PEGIDA-Förderverein e.V. teilgenommen hatte, beobachteten mehrere Zeug*innen, wie sie den Hitlergruß zeigte.

Auch während der Kundgebung von PEGIDA kam es zu einem Zwischenfall: So berichteten die Reporter*innen von Straßengezwitscher, dass ein Kamerateam von RTL kontinuierlich bedrängt und bei seiner Arbeit gestört worden sei. Letztendlich soll sich das Kamerateam aus der Kundgebung zurückgezogen haben.

Quelle: Polizei (PD Dresden); Zeug*innenbericht

Vorfall vom 9. November 2020 | LK Görlitz

Zittau

Stolpersteine geschändet

Im Vorfeld des 9. November, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht, beschmierten Unbekannte drei Stolpersteine in der Äußeren Weberstraße. Die Stolpersteine sind Familie Gessler gewidmet, die seit Ende des Ersten Weltkieges in Zittau lebte. Während es Hans, dem ältesten Sohn der Familie, gelang, der nationalsozialistischen Judenverfolgung durch ein Exil im Vereinigten Königreich zu entgehen, wurden sein jüngerer Bruder Otto sowie seine Mutter Erna im März 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordert. Vater Bruno erlag bereits im Jahr 1940 einer Herzerkrankung. Weitere Informationen zur Geschichte der Familie Gessler können hier gefunden werden: https://www.hillerschevilla.de/cms/de/121/Stolpersteine/?3014/Familie_Gessler#3014.

Quelle: Zeug*innenbericht

Vorfall vom 9. November 2020 | Stadt Chemnitz

Chemnitz - Zentrum

Coronaleugner*innen greifen Gedenkkundgebung an

Am Montag, dem 9. November 2020, fand im Chemnitzer Zentrum eine Gedenkveranstaltung zu den Novemberprogromen von 1938 von "Aufstehen gegen Rassismus Chemnitz" statt. Gleichzeitig zu der angemeldeten Kundgebung liefen auch Coronaleugner*innen in einer unangemeldeten Demonstration durch die Innenstadt. Als diese auf die Kundgebung von "Aufstehen gegen Rassismus" trafen, kam es zu Störungen. Coronaleugner*innen sollen laut Augenzeug*innen den Hitlergruß gezeigt sowie die Kundgebungsteilnehmenden bedrängt haben und versuchten sich den Platz zu nehmen. Außerdem wird davon gesprochen, dass mehrere Personen laut Rechtsrock hörten und dabei rechte Parolen riefen. In der Folge wurde die Versamlungsleiterin von zwei Männern angegriffen. Diese versuchten ihr das Handy aus der Hand zu schlagen. Erst danach schritten Polizeikräfte ein, die nun wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung ermitteln.

Quelle: Betroffene, Social Media, Presse

Vorfall vom 8. November 2020 | Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Stolpen

Hakenkreuze gesprüht

Im Zeitraum zwischen dem 7. und 8. November besprühten Unbekannte sowohl die Fassade eines Gebäudes auf der Alten Schulstraße als auch einen Altglascontaier auf dem Badweg mit einem Hakenkreuz.

Quelle: Polizei (PD Dresden)

Vorfall vom 8. November 2020 | Nordsachsen

Rackwitz

NS-Symbolik auf Kirchentür

Laut einer Polizeimeldung brannten Unbekannte ein Hakenkreuz sowie SS-Runen in die Tür einer Kirche.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 7. November 2020 | Stadt Dresden

Dresden - Kaditz

Unbekannte hinterlassen Hakenkreuze nach Randale in Tiefgarage

Unbekannte randalierten in der Nacht von Freitag auf Samstag in einer Tiefgarage auf der Peschelstraße. Nachdem diese Flaschen zerworfen, die Wände beschmiert und einen Feuerwehrschlauch aus seiner Halterung gezogen hatten, nahmen sie schließlich einen Feuerlöscher, entleerten seinen Inhalt in die Garage und malten anschließend Hakenkreuze in den Schaum. Die Polizei ermittelt wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Sachbeschädigung sowie Beeinträchtigung von Nothilfemitteln.

Quelle: Polizei (PD Dresden)

Vorfall vom 7. November 2020 | Stadt Leipzig

Leipzig

Rechte Gewalt rund um die "Querdenken"-Demonstration am 7. November 2020

Deutschlandweit kommt es seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder zu Protesten gegen die verhängten Maßnahmen, die zur Eindämmung des Virus dienen und eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern sollen. Neben Menschen mit durchaus berechtigten Anliegen, fanden sich zu diesen Protesten von Anfang an Anhänger*innen verschiedenster, teils antisemitischer Verschwörungstheorien, Vertreter*innen der sogenannten Neuen Rechten, Mitglieder und Anhänger*innen alter und neuer rechter Parteien, Hooligans und Neonazis zusammen.

Diese Zusammensetzung konnte auch in Leipzig am 7. November, der bislang größten Demonstration dieser Art, beobachtet werden. So wird berichtet, dass bis zu 1000 Personen aus dem Nazi- und Hooliganspektrum teilgenommen haben. Darunter viele bekannte Wortführer aus Ost- und Westdeutschland. Auch Personen, die am 11. Januar 2016 den Leipziger Stadtteil Connewitz angegriffen haben und weitere lokale Nazis und Kampfsportler konnten beobachtet werden.

Die Gewerkschaft Verdi berichtet im Zusammenhang mit dem Demonstrationsgeschehen inzwischen von über 40 Angriffen und Behinderungen journalistischer Arbeit. Einige davon sind belegbar rechtsmotiviert:

• Ein bekannter Hallenser Neonazi und ehemaliges Blood&Honour-Mitglied und dessen Partnerin schlagen gezielt auf einen Journalisten ein. In diesem Zusammenhang fiel auch der weitverbreitete Vorwurf der "Lügenpresse".

• Ein in rechten Kreisen oft als "Antifa-Fotograf" bezeichneter Fotojournalist wurde von Neonazis gezielt zu Boden gestoßen.

• Aus der eigentlichen Demonstration heraus bildete sich ein spontaner Neonazi-Aufzug, aus dem heraus ohne Vorwarnung ein Security eines Journalisten geschlagen wurde.

• Eine von Rechten bereits als angebliche "Antifa-Fotografin" geoutete Fotojournalistin wurde von bekannten Neonazis zunächst bedroht, anschließend geschlagen.

Es gibt eine Vielzahl an weiteren Vorfällen, die mit den Slogans "Volksverräter" und "Lügenpresse" einhergingen.

Und auch vermeintliche politische Gegner*innen gerieten an diesem Tag in den Fokus gewaltbereiter Rechter. So wurde von zahlreichen Jagdszenen am Brühl, am Wintergartenhochhaus und in der Innenstadt berichtet. Ein Leipziger Kampfsporttrainer soll bei einem Angriff auf politische Gegner*innen ein Messer gezogen haben. Auf einem Video ist außerdem zu sehen, wie eine Flasche in eine Gruppe von Gegenprotestierenden geworfen wurde.

Quelle: Betroffene, Presse, Verdi