28 May
Veranstaltung am 28. Mai 2025 um 17:00 Uhr

Gedenkkundgebung in Oschatz: In Erinnerung an André K. und alle anderen Opfer rechter Gewalt

Wir erinnern an André K., der am 01. Juni 2011 infolge eines rechten Angriffs verstarb. Das Oschatzer Bündnis für Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz, das Soziokulturelle Zentrum E-Werk, die Evangelische Kirchengemeinde Oschatz und SUPPORT Leipzig laden gemeinsam zu einer Gedenkkundgebung um 17:00 Uhr am Südbahnhof Oschatz ein.

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Kein Vergessen: In Erinnerung an André K. und alle anderen Opfer rechter Gewalt.

In der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 2011 wurde André K., der sich am Südbahnhof zum Schlafen niedergelegt hatte, von fünf jungen Männern angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Der schwerverletzte Mann wurde erst am nächsten Morgen aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht. Dort verstarb er am 01. Juni 2011 im Alter von 50 Jahren an den Folgen des Angriffs.

Ein wesentliches Merkmal rechter Gewalt ist die Annahme einer Ungleichwertigkeit der Menschen. Insbesondere die Abwertung von wohnungslosen Menschen, der sogenannte Sozialdarwinismus, ist ein zentrales Element rechter Ideologien. Er steht in direkter Tradition zum Nationalsozialismus, in dem Menschen, die vermeintlich keinen Beitrag zur Gesellschaft leisteten, systematisch verfolgt und ermordet wurden.

Der RAA Sachsen e. V. zählt 18 Todesopfer rechter Gewalt in Sachsen seit 1990. Allein fünf von ihnen wurden aus einem sozialdarwinistischen Motiv heraus getötet.

Wohnungslose Menschen sind in Deutschland besonders gefährdet Opfer von schweren Gewaltstraftaten zu werden. Sie haben keine sicheren vier Wände, in die sie sich zurückziehen und Schutz suchen können. Das Bewusstsein für die alltägliche die Gewalt gegen sie ist jedoch gering. Entmenschlichende Einstellungen äußern sich nicht nur in tätlicher Gewalt. Sie sind weit verbreitet und bedeuten für die Betroffenen Stigmatisierung und Ausgrenzung, z. B., indem die Schuld für ihre Notlage bei ihnen selbst gesucht wird und nicht in den gesellschaftlichen Verhältnissen. Statt mit Verständnis und Mitgefühl begegnet man ihnen mit Abwehr und verschließt die Augen.

Heute wissen über André K. nur, dass er Vater von zwei Kindern war und dass er zeitweilig in Berlin lebte. Wir wissen, dass seine Angehörigen darum kämpften, die Hintergründe seines Todes aufzuklären. Auch eine würdige Bestattung lag ihnen am Herzen. Viele Menschen folgten damals dem Spendenaufruf engagierter Oschatzer, um André K. eine angemessene Grabstätte zu verschaffen. Heute befindet sich sein Grab auf dem Leipziger Ostfriedhof. Das Oschatzer Bündnis für Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit ließ eine Gedenkplakette anbringen, die am Südbahnhof an André K. erinnert und mahnt.

Dieses Gedenken führen wir als solidarischen Akt weiter. Ausgrenzung und Entmenschlichung setzen wir entgegen, dass wir die Erinnerung an den Menschen André K. wachhalten, über die Umstände seines Todes sprechen und auf rechte und sozialdarwinistische Einstellungen aufmerksam machen.

Die Gedenkkundgebung findet am 28.05.2025 um 17 Uhr am Südbahnhof in Oschatz statt.

Gerne können Blumen und Kerzen mitgebracht werden.

Weitere Informationen zu André K. und weiteren Todesopfern rechter Gewalt in der Region:

https://chronikle.org/dossiers/todesopfer-rechter-gewalt-um-leipzig

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