Pressemeldung 7. September 2021

Prozessauftakt zum antisemitisch motivierten Angriff auf jüdisches Restaurant “Schalom” in Chemnitz

Am morgigen Mittwoch, den 08.09.2021, wird am Amtsgericht Chemnitz der Prozess gegen einen 30-jährigen Beschuldigten eröffnet, dem vorgeworfen wird, am Angriff auf das jüdische Restaurant “Schalom” im Jahr 2018 beteiligt gewesen zu sein. Der Beschuldigte stammt aus Niedersachsen, ist in der Vergangenheit schon im Umfeld der neonazistischen Gruppe "Rechtes Plenum" in Chemnitz aufgefallen. "Support" wird den Prozess beobachten und dazu berichten.

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Am Abend des 27. August 2018 attackierte eine Gruppe Neonazis das Restaurant "Schalom“, während die rechte „Bürgerbewegung Pro Chemnitz“ im Stadtzentrum von Chemnitz demonstrierte. Der Inhaber beschrieb, wie mindestens ein Dutzend schwarz gekleideter und vermummter Personen das Gebäude mit Steinen, Flaschen und einer Eisenstange angriffen. Dabei wurden die Fensterscheiben sowie die Fassade beschädigt und der Inhaber an der Schulter verletzt. Während des Angriffes sollen die Täter antisemitische Parolen und Beleidigungen gerufen haben.

Die juristische Aufarbeitung des Angriffes auf das Schalom wird mit großem Interesse erwartet. "Support" wird den Prozess beobachten und dazu berichten.

Das “Schalom” und der Inhaber waren zwischen 2002 und 2010 einer Vielzahl von Attacken ausgesetzt. Schaukästen wurden zerstört, Scheiben eingeschlagen, vor den Eingang wurde uriniert, die Fassade beschmiert und ein abgetrennter Schweinekopf vor der Tür abgelegt.

Mit dem Umzug des Restaurants in einen anderen Stadtteil gingen derartige Anfeindungen glücklicher Weise zurück – bis zum August 2018.

Die Beratungsstelle “Support” erfasst antisemitische Gewalttaten in Sachsen. In der Veröffentlichung der Jahresstatistik 2020 bildete das weitere Ansteigen des Antisemitismus in Sachsen einen Schwerpunkt. Dieser tritt zumeist in Form von Beleidigungen, verletzendem Verhalten, Volksverhetzung oder NS-Symbolik, Verharmlosung oder Leugnung der Shoah, aber auch durch gezielte Sachbeschädigungen oder Bedrohungen zu Tage. Antisemitismus ist in der sächsischen Gesellschaft virulent und tritt stark diskursiv auf – das zeigt die Einstellungsforschung, Berichte Betroffener aber auch die Bezugnahmen und Symboliken bei rechten Demonstrationen und aktuell bei den „Coronaprotesten“.

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus “Rias” legte Anfang 2021 einen Bericht über den Freistaat vor und zeigt u.a. auf, wie Betroffene Antisemitismus wahrnehmen und welche Strategien des Umgangs sie entwickelt haben und stellt fest, dass viele Angriffe nicht zur Anzeige gebracht werden.

Für Rückfragen erreichen Sie uns in der Chemnitzer Beratungsstelle "Support" des RAA Sachsen e.V.

Tel: (0371) 4 81 94 51
Mobil: (0172) 9 74 36 74
opferberatung.chemnitz@raa-sachsen.de

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