Pressemeldung 6. April 2020

Pressemitteilung: Start Webdokumentation www.gegenuns.de

Anlässlich des 29. Todestages von Jorge Gomondai, der am 6. April 1991 nach einem rassistisch motivierten Angriff  durch Neonazis in einer Straßenbahn in Dresden starb, starten die Opferberatung „Support“ der RAA Sachsen e.V. und der VBRG die Webdokumentation www.gegenuns.de

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Anlässlich des 29. Todestages von Jorge Gomondai, der am 6. April 1991 nach einem rassistisch motivierten Angriff  durch Neonazis in einer Straßenbahn in Dresden starb, starten die Opferberatung „Support“ der RAA Sachsen e.V. und der VBRG die Webdokumentation „Gegen uns: Betroffene im Gespräch über rechte Gewalt seit 1990 und die Verteidigung der solidarischen Gesellschaft“. Der 28-jährige ehemalige Vertragsarbeiter Jorge Gomondai ist das erste bekannte Todesopfer rassistischer Gewalt in Sachsen.

„Die Interviews  mit Familienangehörigen in Mosambik, Freund*innen und Weggefährt*innen aus Dresden auf www.gegenuns.de sind ein wichtiger Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur“, sagt Robert Kusche, Geschäftsführer der Opferberatung „Support“ der RAA Sachsen e.V. und Vorstandsmitglied beim VBRG e.V. „In Dresden fallen wegen der Coronakrise heute die meisten Gedenkveranstaltungen vor Ort aus. www.gegenuns.de ermöglicht ein Gedenken an Jorge Gomondai, das zugleich persönlich und politisch ist“

Die Webdokumentation www.gegenuns.de füllt eine Leerstelle: „Die Perspektive der Angegriffenen auf drei Jahrzehnte rechte, rassistische und antisemitische Gewalt und ihre anhaltenden Folgen steht hier im Mittelpunkt“, betont Robert Kusche. Das mörderische rassistische Attentat in Hanau, das rechtsterroristisch, antisemitisch und rassistisch motiviert Attentat in Halle/S. sowie der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke machten deutlich, dass „eine Auseinandersetzung mit den Kontinuitäten von Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt im wiedervereinigten Deutschland dringend notwendig ist.“

Bis zum Herbst 2020 dokumentiert www.gegenuns.de anhand von ausgewählten Porträts, Interviews und zeitgeschichtlichen Dokumenten aus unterschiedlichen Bundesländern in Ost- und Westdeutschland auch vielfältige Formen von Widerstand und Solidarität.  Geplant sind u.a. Porträts des Erfurter Rappers Sonne Ra, der 2007 in Dresden aus antimuslimischen Rassismus getöteten Apothekerin Marwa el-Sherbini und des im Juni 2000 aus rassistischen Motiven in Dessau ermordeten dreifachen Familienvaters Alberto Adriano. Die Fälle stehen exemplarisch für unterschiedliche Konjunkturen rechter Gewalt. Jede Episode dokumentiert neben der lebensbiographisch-persönlichen Erzählung auch die strafrechtliche (Nicht-)Aufarbeitung, die Erinnerungspolitik vor Ort und die persönliche und zivilgesellschaftliche Aufarbeitung.

In der ersten Episode von www.gegenuns.de zeigt die Filmemacherin Julia Oelkers aktuelle Videointerviews mit der in Mosambik lebenden Familie des ehemaligen Vertragsarbeiters Jorge Gomondai und mit Weggefährt*innen in Dresden. „Das Material gibt zum einen Einblick in das Leben von Jorge Gomondai. Zum anderen dokumentiert es die Folgen der rassistischen Mobilisierung der Wendejahre ebenso wie die Auswirkungen dieses Verbrechens sowie die ambivalente Rolle von Staat, Polizei, Medien und Politik, die oft nicht konsequent gegen rechte Täter*innen vorgeht. www.gegenuns.de setzt hier einen Kontrapunkt und stellt die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt.“, sagt Julia Oelkers.

www.gegenuns.de ist ein Gemeinschaftsprojekt des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e. V. (VBRG) und der Opferberatung „Support“ des RAA Sachsen e. V. Die Plattform www.gegenuns.de wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, durch das Demokratiezentrum Sachsen sowie durch medico international. Die erste Folge zu Jorge Gomondai wurde maßgeblich mit Mitteln des Demokratiezentrums Sachsen sowie medico international realisiert.

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