Chronik

Die Chronik informiert über rechtsmotivierte und rassistische Vorfälle in Sachsen. Genannt werden nicht nur Angriffe, sondern auch Vorfälle, wie Sachbeschädigungen, Schmierereien oder rechte Propagandaaktionen. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die hier veröffentlichten Angriffe fließen auch in die Statistik ein. Nicht alle in die Statistik aufgenommene Angriffe finden sich jedoch in der Chronik wieder: Angriffe die nicht polizeibekannt sind, werden nicht veröffentlicht, ebensowenig Angriffe, die nicht bereits öffentlich sind und die Betroffenen dies nicht wünschen. Die Vorfälle können nach Landkreisen und Zeiträumen gefiltert betrachtet werden.

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Vorfall vom 31. Juli 2017 | Stadt Leipzig

Leipzig Rückmarsdorf

Kontrolleure zerren Fahrgast mit Gewalt aus Bus

Eine Augenzeugin beobachtet in einem Bus Richtung Merseburg Bahnhof wie mehrere Sicherheitsbeamte, der Firma PNVG-Personal, eine Schwarzen Fahrgast, der kein Deutsch verstand, mit Gewalt aus dem Bus zerren. Zuvor verlangten Sie seinen Fahrausweis und wollten wissen wohin er fahre. Da er zwar seinen Fahrausweis vorzeigte, aber nicht auf die, nur in deutsch gestellten, Fragen der Kontrolleure antwortete, wurden diese schnell laut und aggressiv. Schließlich forderten Sie ihn auf den Bus zu verlassen. An der Haltestelle Rückmarsdrof, Sandberg stieg ein dritter Kontrolleur hinzu, dieser zerrte den Fahrgast vom Sitz. Der Mann versuchte auf seinen Platz sitzen zu bleiben, wurde aber von den Sicherheitsbeamten unter den Worten "Raus Jetzt" und "Komm raus, du" zum Ausgang gezogen. Die Zeugin stellte sich schließlich vor die Tür des Buses und fragte den Fahrgast auf Englisch nach dem Ziel seiner Fahrt; er wollte nach Merseburg. Einer der Kontrolleure versuchte die Frau von der Tür wegzuschubsen, nachdem Sie die Tür freigemacht hatte, wurde der Mann nach draußen gestoßen. Die Kontrolleure folgten und wollten nach eigener Aussage die Polizei rufen. Während der Situation war die Zeugin, die einzige Person die sich einmischte, der Rest der Fahrgäste, als auch der Fahrer des Busses verhielten sich nicht zu dem Vorfall. Im Nachgang rechtfertigte eine Passagierin den Rauswurf, da sonst der Bus nicht weiterfahren könne. Die Augenzeugin erstattet Anzeige bei der Polizei und reichte ein Beschwerde bei der Busgesellschaft ein. Eine Antwort erhielt sie bisher noch nicht.

Quelle: Augenzeugin, ChronikLE

Vorfall vom 30. Juli 2017 | Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Sebnitz

Kind mit Moped angefahren

Sonntagabend fuhr ein 19-jähriger Mopedfahrer einem neunjährigen syrischen Jungen in voller Absicht über den Fuß. Der Junge befand sich mit anderen Kindern auf dem Markt, als zwei Mopeds auftauchten. Eines fuhr direkt auf den Gehweg, über den Fuß des Jungen und dann davon. Er erlitt leichte Verletzungen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Der Täter wurde wenig später durch die Polizei ermittelt.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 29. Juli 2017 | LK Leipzig

Wurzen

Angriff auf vermeintlichen Linken

Laut einer Parlamentsabfrage wurde wegen gefährlicher Körperverletzung gegenunbekanntermittelt. Demnach wurde eine vom Täter als dem linken Spektrum zugehörig angesehene Person körperlich angegriffen. Das Verfahren wurde jedoch nach § 170 Abs. 2 StPO eingestellt.

Quelle: Kleine Anfrage

Vorfall vom 27. Juli 2017 | LK Bautzen

Bautzen

Auseinandersetzungen auf der Bautzner "Platte"

Am späten Donnerstagabend kam es auf der "Platte" zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 34-jährigen Mann und drei jungen Asylsuchenden im Alter von 17, 18 und 21 Jahren. Der 34-Jährige schlug sich danach mit einem ihm bekannten Mann, ca. eine halbe Stunde später attackierte er die drei Asylbewerber mit einer abgebrochenen Bierflasche und griff, nachdem ihn die Polizei auch hier gestoppt hatte, einen 18-Jährigen Schaulustigen an.

Der 21-jährige Geflüchtete wurde laut Augenzeug*innen zudem von einer Gruppe von Angreifern verfolgt. Die Polizei jedoch ging massiv gegen ihn vor, da er beschuldigt wurde, einen 18-jährigen Bautzner mit Pfefferspray attackiert zu haben. Die Beamten sollen den jungen Mann beleidigt und beschimpft haben. Die Kriminalpolizei ermittelt.

In dem ca. drei Stunden dauernden Geschehen stellte die Polizei mindestens 20 Personen fest, die „offenbar aus sozialen Netzwerken und Nachrichten anderer Personen binnen kurzer Zeit vom Geschehen auf dem Kornmarkt erfahren" hatten. Nach 1 Uhr stoppten die Beamten ein Fahrzeug mit vier Personen, bei denen sie Pfefferspray, mit Quarzsand gefüllte Handschuhe und eine Sturmhaube fanden.

Quelle: Kooperationspartner*innen, Polizei

Vorfall vom 26. Juli 2017 | Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Bannewitz

Hakenkreuz in Unterführung gesprüht

Unbekannte besprühten die Wände der Fußgängerunterführung am Turnerweg im Ortsteil Possendorf mit einem schwarzen, ca. 60 cm mal 80 cm großen Hakenkreuz sowie weiteren Schriftzügen.

Quelle: Polizei

Vorfall vom 23. Juli 2017 | Stadt Leipzig

Leipzig Südvorstadt

Shoah-Leugnung und antisemitische Ausfälle auf Flohmarkt in der Südvorstadt

Auf einem privaten Flohmarkt an einer Straßenecke in der Südvorstadt leugnet ein unbekannter Mann öffentlich den Holocaust und äußert massiv antisemitische Stereotype. Dies hörte auch eine Frau, die Angehörige durch die Shoah verlor.

Der Mann stieß vermutlich als Passant an dem Sonntagnachmittag auf den Flohmarkt. Mit einem Standbetreiber begann er ein längeres Gespräch, thematisch ging es vom "Balkan"-Konflikt zum Nahenosten. Ein junger Mann war mit seiner Mutter auf dem Flohmarkt, als er gerade gehen wollte, hörte er den, ihm unbekannten Mann, sagen: "Der Nahostkonflikt ist sehr leicht zu erklären". Der Junge Mann blieb stehen und hörte dem Mann in seinem Vortrag weiter zu, als dieser sagte: "Die Israelis wollen das palästinensische Volk ausrotten", intervenierte er.

Ein Streitgespräch zwischen den Beiden entstand. In diesem äußerte der Mann mehrmals antisemitische Vorstellung über die "Überlegenheit des jüdischen Volkes", das sich auch so verhalten würden: "seit Jahrhunderten treiben [die] ihr Spielt mit der Welt". Als er durch den jungen Mann als Antisemiten bezeichnet wurde, erwiderte dieser "Komm mir nicht mit der Holocaust-Keule [...], der Holocaust, kann nicht stattgefunden haben, die ganze Welt ist ja voller Juden". Während der Auseinandersetzung der Beiden hören mehrere Flohmarktbesucher_innen und Standbesitzer_innen zu, keiner interventiert. Viel mehr wird der engagierte junge Mann auf seinen "energischen" Ton hingewiesen. Ein Passant stimmt dem Antisemiten sogar mit den Worten zu: "Jeder könne seine Meinung vertreten, da hilft es nicht diese tot zu schreien". Der Junge Mann zieht sich aus der Situation zurück und begibt sich zu seiner wartenden Mutter. Diese hatte ebenfalls das Streitgespräch verfolgt und musste sich auf den Boden setzen. Die Shoah-Leugnung hat sie schwer getroffen; viele Angehörige verloren durch die Shoah ihr Leben. Der Junge Mann kehrte, einige Stunden nach dem Vorfall, ohne seine Mutter, aber in Begleitung einer Freundin, zurück zum Flohmarkt. Er wollte von den Standbetreiber_innen wissen, ob Sie den Mann kennen würden und warum sich niemand eingemischt hatte. Auch im Nachgang schien kein Problembewusstsein bei den Anwesenden vorhanden, viel mehr wunderte sich eine Standbetreiberin erneut über das "energische" Auftreten des jungen Mannes und ob dies "vielleicht persönliche Gründe" habe. Er erfuhr, dass eine andere Frau sich, nach seinem Verlassen des Flohmarktes, noch 45 Minuten interessiert mit dem Mann unterhalten hatte. Auch in einem später stattfindenen Gespräch mit einem weiteren Standbetreiber des Flohmarktes, den er zufällig auf der Straße getroffen hatte, wurde der junge Mann auf seinen vermeintlich sehr "israelisch klingenden Namen" angesprochen, seine offenbar biografische Betroffenheit erkläre ja auch warum er so "emotional reagiert" hätte. Es ist erschreckend zu sehen, wie hier nicht nur offen antisemitische und strafbare Äußerungen unkommentiert stehen gelassen werden, sondern auch wie ein Betroffener immer wieder auf seinen vermeintlichen Hintergrund reduziert wird. Hier zeigen sich nicht nur bagatellisierende, sondern auch stark antisemitische Vorstellungsmuster. Ein Problembewusstsein bezüglich der Äußerungen des Antisemiten scheinen bei den anwesenden Personen auch nach mehreren Gesprächen immer noch nicht vorhanden zu sein.

Vorfall vom 22. Juli 2017 | LK Meißen

Glaubitz

Hakenkreuzschmierereien nach Einbruch in Angelverein

Im Zeitraum zwischen dem 8. und dem 22. Juli zerstörten Unbekannte die Verglasung des Vereinsheims der Sportfischer in Glaubitz und drangen in das Innere des Gebäudes ein. Die Unbekannten stahlen nicht nur diverse Werkzeuge aus den Räumlichkeiten, sondern beschmierten diese außerdem mit mehreren Hakenkreuzen sowie "Sieg Heil"-Schriftzügen.

Quelle: Polizei, Presse

Vorfall vom 22. Juli 2017 | Stadt Dresden

Dresden Blasewitz

Hitlergruß aus fahrendem Auto skandiert

In der Nacht von Freitag auf Samstag grüßten sich am Schillerplatz zwei Autofahrer mit dem Kühnengruß - eine in den 1970er Jahren entstandende und nicht strafbare Abwandlung des Hitlergrußes. Einer der Fahrer skandierte beim Passieren des anderen Fahrzeugs außerdem "Heil Hitler".

Quelle: Augenzeug_inbericht

Vorfall vom 21. Juli 2017 | Stadt Leipzig

Leipzig Leutzsch

Rassistische Beleidigung auf dem Fahrrad

Ein Mann auf einem Fahrrad steuert auf eine Frau mit Kopftuch zu, dabei ruft er "Ich bremse nicht für Kanaken. Verpisst euch." Die Frau kann gerade noch ausweichen.

Quelle: Kooperationspartner_innen

Vorfall vom 20. Juli 2017 | Stadt Dresden

Dresden Johannstadt

Signalgeber für Blinde zerstört

An einer Ampelanlage auf der Holbeinstraße zerstörten Unbekannte einen Blindensignalgeber. Dazu kletterten die Täter auf die Ampel und zerschnitten ein Kabel, das sich in drei Metern Höhe befand.

Quelle: Polizei, Presse

Vorfall vom 17. Juli 2017 | LK Görlitz

Görlitz

18-Jähriger zeigt Hitlergruß

Als Polizeibedienstete am Montagabend auf den Marienplatz gerufen wurden, um einem betrunkenen 19-Jährigen zu helfen, der immer wieder das Bewusstsein verlor, zeigte ein 18-jähriger Bekannter des Betrunkenen ihnen gegenüber den Hitlergruß.

Quelle: Polizei, Presse

Vorfall vom 16. Juli 2017 | Stadt Leipzig

Liebertwolkwitz

Rechte Parolen gesprüht

Unbekannte sprühen in der Großpösnaer Straße in Liebertwolkwitz mehrere rechte Parolen an ein Trafohäuschen, einen Stromkasten und Verkehrszeichen. Neben den Parolen „FUCK ANTIFA“, „NAZI ZONE“, „88 NAZI ZONE“ wird auch ein Hakenkreuz angebracht. Das zuständige Dezernat Staatsschutz der Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Quelle: Pressemitteilung Polizei

Vorfall vom 14. Juli 2017 | Nordsachsen

Eilenburg

Hakenkreuze an Schule gesprüht

Unbekannte Täter besprühen an einem Schulgebäude in Eilenburg mehrere Türen, die Fassade, sowie ein auf dem Gelände stehenden Container mit gelber Farbe. Mit der Sprühfarbe wird auch ein Hakenkreuz angebracht, sowie ein weiteres kleines Hakenkreuz mittels eines Markers an einer Seitentür.

Quelle: Pressemitteilung Polizei

Vorfall vom 9. Juli 2017 | Stadt Dresden

Dresden Johannstadt

Rassistischer Übergriff an Haltestelle

In der Nacht zu Sonntag wurde ein 21-jähriger Mann libyscher Herkuft an der Haltestelle Sachsenplatz mit Schlägen attackiert. Der Angriff erfolgte aus einer Gruppe heraus, die den Betroffenen sowie einen weiteren Geflüchteten bereits zuvor beleidigte. Einer der Täter zeigte außerdem den Hitlergruß und skandierte "Sieg Heil". Als ein 20-jähriger Passant in die Situation eingriff, wurde er durch einen Flaschenwurf leicht verletzt. Zwei Haupttäter im Alter von 19 und 25 Jahren konnten trotz ihrer vorläufigen Flucht wenig später in einer Straßenbahn gestellt werden.

Quelle: Polizei, Presse

Vorfall vom 8. Juli 2017 | LK Bautzen

Sohland an der Spree

Angriff bei Stauseefest

In der Nacht zu Samstag wurden zwei junge Asylsuchende von mehrere unbekannten Personen angegriffen. Die Täter setzten Schlagringe ein und raubten zudem die Brieftaschen der Betroffenen.

Quelle: Kooperationspartner, Polizei