Wernitzgrün

Gegen 1.30 Uhr war es im Festzelt eines Fußballturniers unter Heil-Hitler-Rufen zu massiver Gewalt gekommen, bei denen Mitglieder der am Turnier teilnehmenden Mannschaft Reichenhainer Jungs aus Chemnitz wahllos auf andere einprügelten, hierbei auch gegen Frauen vorgingen. Obwohl der ortsansässige Fußballverein betont, dass Parolen gerufen worden, die der rechten Szene zuzuordnen wären, benannte die Polizeidirektion Südwestsahsen zunächst keinen rechtsextremen Hintergrund. Nun wird wegen Verbreitung von Propaganda verfassungswidriger Organisationen ermittelt.

Freie Presse: 07.07.08

Fußballturnier nach Attacken abgebrochen - "Gäste" prügeln in der Nacht zum Sonntag im Festzelt in Wernitzgrün wahllos auf andere ein

Wernitzgrün. Die Spielvereinigung Grün-Weiß Wernitzgrün hat in der Nacht zu gestern ihr 13. Sommerfestturnier für Freizeit-Fußballteams abbrechen müssen. Gegen 1.30 Uhr war es im Festzelt zu massiver Gewalt gekommen, bei denen Mitglieder der am Turnier teilnehmenden Mannschaft Reichenhainer Jungs aus Chemnitz wahllos auf andere einprügelten und selbst vor Frauen nicht Halt machten. Die alarmierte Streife rief die Bereitschaftspolizei zur Verstärkung. Gegen 3 Uhr habe die Situation beruhigt werden können, erklärte Matthias Schneider von der Polizeidirektion Südwestsachsen Zwickau auf Anfrage der "Freien Presse".

Aussagen von Beobachtern, welche die gewalttätigen Angreifer der Hooligan-Szene zuordneten, konnte Schneider nicht bestätigen. Es lägen keine Erkenntnisse vor, dass die Attacken einen linken oder rechten Hintergrund haben, sagte er. Nach seinen Worten ließen die Täter unter Einfluss von reichlich Alkohol nach zunächst verbalen Drohungen später die Fäuste fliegen. Berichten von Augenzeugen zufolge heizten die Reichenhainer Jungs die Stimmung im Zelt an, so dass diese immer aggressiver wurde. Die später Prügelnden hätten sich aufgebaut und die Schlägerei regelrecht gesucht. Massiv seien die Täter gegen den Bar-Tresen wie auch wahllos gegen Anwesende vorgegangen. Ein Wernitzgrüner musste nach den Aussagen ins Krankenhauses, andere trugen Blessuren wie blaue Augen davon.

Zwei der Angreifer seien geflüchtet, so dass unklar geblieben sei, ob sie mit Verstärkung zurückkommen und die Situation eskalieren würde. Das Geschehen sei mit Rangeleien zwischen Einzelnen, wie sie auf Festen mitunter vorkommen, überhaupt nicht zu vergleichen gewesen. Auf Anraten der Polizei brachen die Wernitzgrüner das Turnier ab. Im Verlauf des Turniers hatte es Angaben der Veranstalter zufolge keine Anzeichen für die späteren Attacken gegeben. (hagr)

Freie Presse: 09.07.08

Rechte Parolen bei Fußballturnier. Polizei ermittelt in Wernitzgrün

Wernitzgrün. Bei dem nach Attacken von "Gästen" abgebrochenen Fußballturnier am Wochenende in Wernitzgrün soll es "Heil Hitler"- Rufe gegeben haben. Deswegen ermittelt die Polizei wegen Verbreitung von Propaganda verfassungswidriger Organisationen, bestätigt Jan Meinel von der Polizeidirektion Zwickau. Damit ändert die Polizei ihre Sicht auf die Dinge: Noch am Sonntag hatte Matthias Schneider entgegen den Aussagen mehrerer Augenzeugen betont, dass es keine Anzeichen für einen rechten Hintergrund gebe. Man solle vielmehr "die Kirche im Dorf lassen".

Von sich aus gemeldet hat die Polizei den Turnier-Abbruch bis heute nicht, ebenso wenig, dass es bei den Attacken sieben Verletzte gab. Warum? "Ich weiß keinen Grund", erklärte Meinel. Auf keinen Fall sei es so, dass man etwas vertuschen wolle. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht nach seinen Worten ein 29-jähriger Chemnitzer, gegen den nun sowohl wegen der "Heil Hitler"-Rufe als auch wegen Körperverletzung ermittelt werde. Der Mann, Mitglied der am Turnier teilnehmenden Freizeit-Fußballmannschaft Reichenhainer Jungs, sei wegen beider Delikte einschlägig bekannt.

Unterdessen hat die Spielvereinigung Wernitzgrün, die das Turnier auf Anraten der Beamten abgebrochen hatte, der Darstellung der Polizei vom Sonntag widersprochen. Schneider hatte von einer Bierzelt-Schlägerei gesprochen, bei der sich unter dem Einfluss von Alkohol "manche Sportfreunde daneben benommen" hätten. Der Verein betont dagegen, es seien sehr wohl Parolen gerufen worden, die der rechten Szene zuzuordnen wären. Die Aggression sei klar von den Reichenhainer Jungs, nicht von Wernitzgrünern oder anderen Fußballmannschaften ausgegangen. (hagr)

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