Vorfall vom 13. Juli 2009 | Vogtlandkreis

Markneukirchen

Landkreis: Vogtlandkreis

Drei Männer angegriffen - rassistisch und rechtsextrem motiviert

Drei junge Männer wurden am Dienstagabend von Unbekannten angegriffen. Die beiden Deutschen (23/26) und ein Koreaner (34) hielten sich am Bismarckturm auf, als sie von zwei männlichen Personen aufgefordert wurden, den Platz zu verlassen. Die Beiden waren ebenfalls mit mehreren Personen an der Bismarcksäule. Die Angegriffenen wurden beleidigt und geschubst. Einer der Täter riss einen Leitpfosten vom Straßenrand heraus und schlug damit auf die Geschädigten ein. Zwei Geschädigte wurden leicht verletzt. Der Koreaner blieb unverletzt. Da ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.

"Hier ist deutsches Territorium. Ihr habt hier nichts zu suchen." - Presseartikel zur Verhandlung

Freie Presse Vogtlandkreis, 19.01.2010:

Angeklagter noch im Gericht abgeführtJugendschöffengericht verhandelt zu Überfall auf Koreaner in Markneukirchen - Sechs Monate Jugendstrafe für einen der mutmaßlichen Täter

Von Renate Günther

Plauen/Markneukirchen. Zwei junge Obervogtländer haben gestern wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung vor dem Plauener Jugendschöffengericht gestanden. Einer verließ den Gerichtssaal nur in Handschellen. Er wird sechs Monate Jugendstrafe absitzen. Der andere kam mit zehn Monaten auf Bewährung davon. Dieses Urteil ist rechtskräftig, das andere nicht. Beide Angeklagte waren 19 und 27 Jahre alt, als sie sich an einem Juliabend des vergangenen Jahres an der Markneukirchner Bismarcksäule mit drei Studenten anlegten, die sich ebenfalls dort aufhielten. Unter ihnen war auch ein Koreaner, was an den charakteristischen Gesichtszügen zu erkennen war.Den beiden Angeklagten passte nicht, dass sich die andere Gruppe dort aufhielt, und so forderten sie die drei auf zu verschwinden. Als die nicht wollten, wurden sie geschubst und mit Worten wie "Verpisst euch" und "Haut ab" zum Abzug genötigt. Als auch das nicht zog, wurde die Wortwahl härter. "Hier ist deutsches Territorium. Ihr habt hier nichts zu suchen." Und in Richtung des Koreaners, der in Markneukirchen am Studiengang Musikinstrumentenbau studiert - schoben sie rassistische Bemerkungen nach.Die drei Männer flohen, wurden aber verfolgt. Der ältere Angeklagte riss einen Absperrpfosten aus der Erde und drosch damit zu. Eines der Opfer zog sich eine Beule am Kopf zu, der andere hatte hinterher eine Rötung am Rücken. Auch wenn die Verletzungen nicht schwer waren, so handelte es sich im juristischen Sinne um gefährliche Körperverletzung, weil eine Art Waffe eingesetzt worden war. Die drei Opfer schilderten den Vorfall schlüssig und übereinstimmend.Die beiden Angeklagten räumten Beschimpfungen und die Schubserei ein, aber geschlagen hätten sie nicht. Sie fuhren auch Entlastungszeugen auf, die ganz augenscheinlich zu Gunsten ihrer Kumpel aussagen sollten. Einer hatte nichts gesehen, der andere wusste angeblich ganz genau, dass es keine Schläge gegeben habe. Dieser Zeuge wurde sogar vereidigt, was äußerst selten vorkommt. Ihm kündigte der Richter an Ort und Stelle ein Verfahren wegen Meineids an. Bei der Urteilsfindung spielten verschiedene Faktoren eine Rolle. Der Ältere hatte zwar zugeschlagen, ist aber "nur" zweimal vorbestraft. Der Jüngere hingegen hatte bereits sechsmal mit der Justiz zu tun, saß schon zweimal in Jugendarrest. Schule und Berufsausbildung gingen schief. Wegen häufiger Fehlzeiten steht die Kündigung im Ausbildungsbetrieb bevor. Die Sozialprognose ist denkbar schlecht. Der Richter sah deshalb keinen Spielraum mehr für eine erneute Bewährungsstrafe.

PD Südwestsachsen

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