Vorfall vom 9. Juni 2016 | Stadt Leipzig

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Landkreis: Stadt Leipzig

Gedenktafel von Kamal Kilade beschädigt

Der Gedenkort für den 2010 von Neonazis in Leipzig ermordeten Kamal Kilade ist schwer beschädigt worden. Ein Teil der Erinnerungstafel aus Plexiglas, die vor zweieinhalb Jahren im Namen der Stadt Leipzig auf einem Stein im Müllerpark gegenüber des Hauptbahnhofes angebracht wurde, ist abgebrochen und verschwunden. Der abgebildete Abschiedsbrief von Kilades Mutter an ihren Sohn ist dadurch zu großen Teilen nicht mehr lesbar.

Wann die Tafel beschädigt wurde und wer dafür verantwortlich sein könnte, ist bisher noch völlig unklar. „Freunde haben die Zerstörung gesehen und mir davon erzählt. Ich bin dann noch am Mittwochabend hin, um ein Foto zu machen“, sagte Linken-Stadträtin Juliane Nagel, die als erste auf Twitter über die beschädigte Gedenktafel berichtete.

Nagel informierte die Gedenkstein-Paten bei der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA). Wie Sprecherin Anna Eichhorn am Donnerstag gegenüber LVZ.de sagte, wird der Verein bei der Polizei nun Anzeige gegen unbekannt stellen und das zuständige Grünflächenamt informieren. „Danach werden wir auch sensibel mit der Familie von Kamal Kilade sprechen und mit der AG Erinnerungskultur über eine Instandsetzung beraten“, so Eichhorn. Wie die RAA-Sprecherin ebenfalls erklärte, seien dafür bereits einige Spenden beim Verein eingegangen.

Kamal Kilade war in den Morgenstunden des 24. Oktober 2010 von den Neonazis Daniel K. und Marcus E. vor dem Leipziger Hauptbahnhof ermordet worden. Nach Überzeugung des Gerichts war der gebürtige Iraker von den beiden Tätern aufgrund seines ausländischen Aussehens erst angepöbelt und anschließend mit einem Messer attackiert worden. Der Haupttäter Marcus E. wurde 2011 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, sein Komplize erhielt drei Jahre Freiheitsentzug. Jedes Jahr im Oktober findet in der Messestadt eine Gedenkdemonstration für den Ermordeten statt.

Von Matthias Puppe

LVZ

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