Leipzig - Volkmarsdorf
Landkreis: Stadt Leipzig
Angriff auf Moschee
Am 13.12., dem sogenannten ACAB-Tag, fanden in Leipzig an verschiedenen Orten unangemeldete Spontandemonstrationen statt, die sich u.a. gegen Polizeigewalt richteten. Von einer dieser Demonstrationen ging ein Angriff auf eine Moschee in Volkmarsdorf aus.
Der Protestzug startete auf der Eisenbahnstraße in den migrantisch geprägten Stadtteilen Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf. Die etwa 80 Demonstrant*innen aus dem linken Spektrum zogen über die belebte Eisenbahnstraße und skandierten Parolen. Außerdem zogen sie Mülltonnen auf die Straße und entzündeten diese, um einen Einsatz der Polizei zu erschweren. Anwohner*innen löschten diese.
Auf dem Weg Richtung Hermann-Liebmann-Straße wurden auch die Scheiben mehrerer, scheinbar wahllos ausgewählter, Kleinwagen zerstört. Dass das Eigentum von Bewohner*innen jener Stadtteile angegriffen wurde, die von der Polizei als "gefährliche Orte" eingestuft sind und aus denen zahlreiche Fälle von rassistischen Polizeikontrollen (Racial Profiling) bekannt sind, scheint nicht nachvollziehbar und machte vielen Bewohner*innen des Stadtteils Angst.
Im Mittelpunkt der Presseberichterstattung standen aber Steinwürfe auf die Fenster einer Ditib-Moschee in der Hermann-Liebmann-Straße. Diese wird direkt vom türkischen Staat finanziert und gilt als verlängerter Arm Erdogans Politik und damit auch als antikurdisch. Linke und kurdische Aktivist*innen weisen immer wieder darauf hin, was auch die Intention des Angriffs erklären dürfte. Vergessen wird aber, wer in diese Moschee geht: ein breites Spektrum gläubiger Bewohner*innen der anliegenden Stadtteile, darunter auch viele geflüchtete Menschen. Neben der religiösen Rolle kommt diesem Ort auch die Funktion des sicheren Beisammenseins zu. Gemeindemitglieder berichteten in der Vergangenheit von zahlreichen rassistischen Angriffen und Beleidigungen und einer Polizei, die diese Vorkommnisse nicht ernst zu nehmen scheint. Für sie bedeuten diese Räumlichkeiten auch Sicherheit, die es im sächsischen Normalzustand für sie oft nicht gibt. Dazu kommt, dass es für zahlreiche Gläubige schlicht keine Alternative zur Ditib-Gemeinde in unmittelbarer Nähe gibt und die meisten Anwohner*innen nicht nachvollziehen können, wer dort aus welchen Gründen demonstriert, Parolen skandiert und Pyrotechnik zündet. Viele sind verunsichert und machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Familien.
Vor diesem Hintergrund scheint es fehlgeleitet, die Polizei durch Randale in einen Stadtteil zu locken, in dem die Bewohner*innen dauerhaft rassistisch motivierten Polizeikontrollen ausgesetzt sind und eine Moschee mit Steinen zu bewerfen, die diversen Gläubigen als Schutzraum gilt.
Quelle: Presse, Anwohner*innen