Borna
Landkreis: LK Leipzig
Hetzparolen am Spielfeldrand
Bezirksligaspiel gegen Roter Stern: Polizei liefert sich mit Zuschauern aus BSV-Block massive Auseinandersetzung / Fünf Leichtverletzte
Borna. Massiver Einsatz: Mit 71 Beamten, darunter Kräfte aus Chemnitz, sicherte die Polizei am Sonnabend das Fußball-Bezirksligaspiel zwischen dem Bornaer SV und Roter Stern Leipzig (RSL) ab - und musste zweimal eingreifen. Zunächst kam es vor 250 Zuschauern nach einem Böllerwurf in der ersten Halbzeit zu einer fünfminütigen Spielunterbrechung im Rudolf-Harbig-Stadion. Zwei Tatverdächtige seien ermittelt und bis zum Spielende präventiv in Gewahrsam genommen worden, informierte Polizeihauptkommissar Peter Müller von der Polizeidirektion Westsachsen.
Kurz vor Spielende dann "waren aus dem Block der Heimmannschaft mehrere Rufe mit volksverhetzendem Inhalt zu vernehmen", so Müller weiter. Genau erkannt hätten die Beamten die Rufer allerdings nicht. Um sie zu identifizieren, "wurde eine etwa 30-köpfige Personengruppe kontrolliert". Als sich einige Personen widersetzten, sei es "zu einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und den Fans der Heimmannschaft" gekommen, teilte Müller mit. Dabei habe eine Person Schürfwunden davon getragen. Vier Polizisten seien leicht verletzt worden, aber dienstfähig geblieben. Augenzeugen berichten von einem harten Vorgehen der Polizeikräfte. Das Spiel wurde dabei nicht unterbrochen.
Gegen elf Personen aus dem Zuschauerblock des Bornaer SV hat die Polizei nunmehr Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sie ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffmittel- und Betäubungsmittelgesetz, wegen des Widerstandes gegen Polizeibeamte in sechs Fällen, wegen Volksverhetzung und wegen Beleidigung in zwei Fällen. Das massive Polizeiaufgebot deutet darauf hin, dass mit Störungen gerechnet worden war. Spätestens seit den Vorfällen vor zwei Jahren in Brandis, als etwa 50 Neonazis Spieler und Fans von Roter Stern brutal angegriffen hatten, stehen Spiele des Leipziger Fußballvereins unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. "Uns war im Vorfeld von der Polizei empfohlen worden, für eine höhere Sicherheit zu sorgen", bestätigte Daniel Salomon, Abteilungsleiter Fußball beim Bornaer SV. Dem sei der Verein, der 20 Ordner aufbot, auch nachgekommen. Die Fans seien in zwei Bereiche getrennt und dazwischen Bauzäune aufgestellt worden. "Wir haben auch das Hausrecht an die Polizei abgetreten", so Salomon. Er selbst habe die volksverhetzenden Rufe nicht vernommen. Er glaube aber nicht, dass die von den klassischen Bornaer Fans gekommen seien. Und er könne auch nicht verstehen, dass die Polizei nicht gleich die richtigen Leute "rausgezogen hat". BSV-Trainer Thomas Koerth hat von den Vorfällen in der 80. Minute auch nicht viel mitbekommen, wie er sagt. Er ist sich aber sicher: "Das waren keine Bornaer Fans, das waren so um die 20 Leute, die habe ich zum ersten Mal bei uns im Stadion gesehen. Das hat mit Fußball nichts zu tun. Die waren nur darauf aus, Spieler und Trainer von Roter Stern zu provozieren."
Salomon findet es schade, dass in einigen Vereinen und damit im Sport "politische Orientierung Einzug hält". Der BSV sei aber frei davon, bekräftigt er und hofft nun, dass die Vorfälle am Sonnabend für den finanziell angeschlagenen BSV kein Nachspiel haben.
Adam Bednarsky, Geschäftsführer des RSL, bezeichnete die Bornaer Anhänger am Sonnabend als sehr aggressiv. "Das war klassisches rechtes Klientel." Er glaubt aber ebenfalls nicht, dass diese Besucher treue Fans des Bornaer SV sind, sondern nur an diesem Tag im Stadion waren, um gegen den RSL Stimmung zu machen. Auf die Verantwortlichen des BSV ist Bednarsky gar nicht sauer. Ihnen könne er nichts vorwerfen. Er kritisiert aber die Kontrollen der etwa 80 RSL-Fans durch die Polizei. Unsere Fans mussten am Eingang die Schuhe ausziehen, das ist völlig überzogen." Zudem durften Fahnen und Transparente nicht mit ins Stadion genommen werden. Außerdem seien die Unterstützer von RSL ständig gefilmt worden.
Salomon hingegen sagte, dass die Polizei hierbei sein Vertrauen und seine Unterstützung gehabt habe. Der BSV distanziere sich von jeglichen politischen Inhalten.
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