Veranstaltungstour 2023: NSU-Aufarbeitung mit staatlicher Unterstützung?

Ein Dokumentationszentrum und einen Erinnerungsort zum NSU-Komplex, sowie ein Archiv zum Rechtsterrorismus – dafür gibt es politische Initiativen auf Bundesebene, in Thüringen und in Sachsen. Dass die Forderungen nach NSU-Aufarbeitung von staatlichen Akteuren aufgenommen wurden, ist das Ergebnis eines breiten bundesweiten Aufarbeitungsnetzwerks, das sich zuletzt hinter der Losung „Kein Schlussstrich!“ versammelt hat. Mit unterschiedlichen Ansätzen hat dieses Netzwerk Aufklärung vorangebracht. Die Rolle der staatlichen Institutionen bleibt dabei mehr als zweifelhaft. So schredderte der Verfassungsschutz Akten, statt aufzuklären. Bei den polizeilichen Ermittlungen wurden die Opfer und ihre Angehörigen wie Kriminelle behandelt, obwohl sich Hinweise auf ein rechtes Tatmotiv verdichteten. Das Wissen der Ermittlungsbehörden wurde daher auch als „korrumpiertes Wissen“ bezeichnet. Aktive des Aufarbeitungsnetzwerks stellen dem ihr Wissen entgegen: öffentlich, dezentral und solidarisch.

So stellt sich die Frage: Wie gehen wir als Aktive des Aufarbeitungsnetzwerks damit um, wenn der Staat auf einmal Aufklärung institutionell absichern will?

Im Rahmen einer Veranstaltungstour werden die Eckpunkte der Konzeptions- und Machbarkeitsstudie für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex vor- und zur Diskussion gestellt. Mit lokalen Akteur*innen der NSU-Aufarbeitung wird der Frage nachgegangen, welche Chance dieser Prozess bieten kann - lokal und bundesweit? Was es braucht, damit Aufarbeitung und Gedenken lokal und regional verstetigt werden können? Welche Erwartungen an die Politik, aber auch an Akteur*innen der Aufarbeitung gestellt werden?

Kommende Veranstaltungen:

Für die Veranstaltungen gilt die Ausschlussklausel: Ausgeschlossen von der Veranstaltung sind Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der neonazistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind. Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und diesen Personen den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser zu verweisen.

30.11.2023, Berlin: 19 Uhr, taz Kantine (Friedrichstraße 21, 10969 Berlin)

Ein Dokumentationszentrum und einen Erinnerungsort zum NSU-Komplex, sowie ein Archiv zum Rechtsterrorismus – dafür gibt es politische Initiativen auf Bundesebene, in Thüringen und in Sachsen. Im Talk beleuchten wir die aktuellen Entwicklungen und gehen den Fragen nach: Was braucht es, damit Aufarbeitung und Gedenken lokal und regional verstetigt werden können? Welche Erwartungen können an die Politik, aber auch an Akteur*innen der Aufarbeitung gestellt werden?

Mit:
Dana Schlegelmilch & Jörg Buschmann, RAA Sachsen e.V.
Ulli Jentsch, NSU Watch Berlin
Massimo Perinelli, Referent für Migration der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Moderiert von Hannah Peaceman, Friedrich-Schiller-Universität Jena

In Kooperation mit NSU Watch Berlin und dem Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.

Um Anmeldung wird gebeten: https://taz.de/!vn5971898/.

12.12.2023, München: 19 Uhr, NS-Dokumentationszentrum (Max-Mannheimer-Platz 1, 80333 München)

Veranstaltung mit Mandy Boulgarides (Tochter von Theodoros Boulgarides) und Gavriil Voulgarides (Bruder von Theodoros Boulgarides), Jörg Buschmann und Dana Schlegelmilch (Mitautor*innen der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e. V.). Moderiert von Tunay Önder.

In Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München.

13.12.2023, 18 Uhr, Online-Veranstaltung

Anlässlich des Jahrestages der Selbstenttarnung des NSU wiederholen sich jedes Jahr die Stimmen, die eine Fortsetzung und Intensivierung der Aufarbeitung rechter Gewalt und ihrer gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen fordern. Daran schließt sich die Frage an, wie die kontinuierliche, kritische gesellschaftliche Auseinandersetzung mit rechter Gewalt und extrem rechten Strukturen sichergestellt werden kann.

Im Rahmen eines Projektes in Sachsen ist eine Konzeptions- und Machbarkeitsstudie für ein Dokumentationszentrum entstanden, das die Betroffenen einbezieht. Gleichzeitig wurde ein Vorschlag entwickelt, wie das dezentrale bundesweite Aufarbeitungsnetzwerk gestärkt werden kann. Die beiden Mitautor*innen der Studie, Dana Schlegelmilch und Jörg Buschmann (RAA Sachsen e.V.), werden die Eckpunkte des Konzepts vorstellen. In einem anschließenden Podiumsgespräch gehen dann Anja Reuss, Ülkü Süngün, Stefan Reiner und Silke Ortwein unter der Moderation von Anna Hunger den zentralen Fragen nach: Welche Perspektiven und Chancen eröffnen sich in Baden-Württemberg und bundesweit durch die Studie für ein Dokumentationszentrum und ein dezentrales Aufarbeitungsnetzwerk? Was braucht es, damit Aufarbeitung und Gedenken lokal und regional verstetigt werden können? Und welche Erwartungen gibt es an Zivilgesellschaft, Politik, aber auch an Akteur*innen der Aufarbeitung?

Anmeldung: Die Veranstaltung ist kostenfrei. Um eine verbindliche Anmeldung per Mail E-Mail - unter Nennung des Namens und der Institution – an mobirex@lago-bw.de wird gebeten.

In Kooperation mit der Fachstelle mobirex - Monitoring | Bildung | Information und dem Regionalen Demokratiezentrum Heilbronn.

Vergangene Veranstaltungen:

09.06.2023, Jena: 18 Uhr, Junge Gemeinde Stadtmitte (Johannisstraße 14)

Vortrag und Diskussion mit Beiträgen von Jörg Buschmann (Mitautor der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e.V.) und dem Arbeitskreis "Kein Schlussstrich" Jena.

Organisiert in Zusammenarbeit mit Koordinierungs- und Kontaktstelle Jena.

20.09.2023, Dortmund: 19 Uhr, Train of Hope e.V. (Münsterstraße 54)

Ein Gespräch mit Veranstaltung mit Gamze Kubaşık (Bildungsreferentin, Tochter von Mehmet Kubasık), Ali Şirin (Bündnis Tag der Solidarität / Kein Schlussstrich Dortmund), Jörg Buschmann und Dana Schlegelmilch (Mitautor*innen der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e.V.).

Organisiert in Zusammenarbeit mit dem Bündnis "Tag der Solidarität".

12.10.2023, Rostock: 19 Uhr, Peter-Weiß-Haus (Doberaner Straße 21)

Ein Gespräch mit Dana Schlegelmilch und Jörg Buschmann (Mitautor*innen der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e.V.) und dem Gedenkbündnis Mehmet Turgut aus Rostock.

Organisiert in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ (Soziale Bildung e.V.).

26.10.2023, Chemnitz: 18 Uhr, Open Space (Brückenstraße 10)

Ein Podiumsgespräch mit Madlyn Sauer (Autorin »Wir klagen an!«), Arlo Jung (Projekt »Remember the Future«, ASA-FF e.V.) und Jörg Buschmann (Mitautor der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e.V.). Moderiert von Hannah Eitel.

In Kooperation mit Weiterdenken - Heinrich Böll Stiftung Sachsen.

04.11.2023, Zwickau: 19 Uhr, Roter Baum (Thurmer Str. 19, 08066 Zwickau)

Mit Beiträgen von Dana Schlegelmilch und Jörg Buschmann (Mitautor*innen der Machbarkeitsstudie, RAA Sachsen e.V.) und Akteur*innen der Zwickauer Zivilgesellschaft.

Organisiert vom Roten Baum Zwickau im Rahmen des Konzert- und Thementags "If the Kids are united...".

28.11.2023, Nürnberg: 15:30 Uhr, Caritas-Pirckheimer-Haus (Königstraße 64
90402 Nürnberg)

Vorstellung und Diskussion der Studie für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex mit Dana Schlegelmilch & Jörg Buschmann, RAA Sachsen e.V.

In Kooperation mit dem Menschenrechtsbüro Nürnberg.