Neuigkeit 27. März 2023

Jahresrückblick: Die Bündnisaktivitäten im Jahr 2022 auf einen Blick

Ein weiteres Bündnisjahr voller Aktivitäten ist vorbei. Zwei öffentliche Tagungen, ein Sommerfest, diverse Bündnistreffen und -fortbildungen sowie öffentliche Positionierungen und Stellungnahmen zu Gedenktagen und antisemitischen Vorfällen sind die Bilanz.

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Während unser Projekt „Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen“ im Jahr 2021 mit dem Aufbau und der Konsolidierung eines Netzwerks von mittlerweile 31 Organisationen aus der jüdischen Community und der Zivilgesellschaft Ostsachsen befasst war, lag der Schwerpunkt der Arbeit im Jahr 2022 auf dem gemeinsamen öffentlichen Engagement der Bündnispartner*innen gegen Antisemitismus und für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens. Die Grundlage der Aktivitäten bildete eine 2021 durchgeführte Zukunftswerkstatt, in deren Folge sich die Bündnispartner*innen einigten, verstärkt Fragen der Sicherheit jüdischen Lebens und seiner Unterstützungsmöglichkeiten zu thematisieren. Daneben nahmen sich die Bündnispartner*innen aber auch vor, ein niedrigschwelliges Angebot zur Bekanntmachung der Vielfalt jüdischen Lebens in Dresden und Ostsachsen zu stiften.

Die Umsetzung der Vorhaben begann mit der Organisation einer Podiumsveranstaltung unter dem Titel „…wenn es dort eine jüdische Gruppe gibt, muss das gefördert werden“. Diese fand am 12. April 2022 im Literaturhaus Alte Synagoge in Görlitz statt und konnte auch als Livestream verfolgt werden.  Neben der Präsidentin des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Nora Goldenbogen, stellten sich Larissa Bargtel, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt (Oder), sowie Rabbinerin Esther Jonas-Märtin vom Lehrhaus Beth Etz Chaim in Leipzig den Fragen von Moderator Steffen Heidrich und berichteten eindrücklich von ihren Erfahrungen, Enttäuschungen und Erwartungen beim Aufbau jüdischer Selbstorganisationen nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland.

Am 9. Juni 2022 folgte die zweite Veranstaltung. In ihr stellte das BgA-Ostsachsen die im Mai 2022 in Sachsen neu gegründeten Melde- und Beratungsstelle Antisemitismus in Trägerschaft von OFEK e.V. vor. Als Redner*innen konnten dazu nicht nur Marina Chernivsky, Gründerin und Geschäftsführerin von OFEK, im Saal der Jüdischen Gemeinde zu Dresden begrüßt werden, sondern auch Wolfram Nagel, Mitglied der Jüdischen Gemeinde, Benjamin Winkler, Leiter des Projekts „debunk“ von der Amadeu-Antonio-Stiftung, sowie Kerstin Köditz, Mitglied des sächsischen Landtages und Expertin der Partei Die Linke für Antifaschismus und Rechtsextremismus. In ihrem Gespräch klärten die Redner*innen sowohl über die Erscheinungsformen des Antisemitismus und ihr Ausmaß in Sachsen auf, als auch darüber, dass bei der (Gefahren-)Analyse des Antisemitismus immer auch die Perspektiven der unmittelbar Betroffenen berücksichtigt werden müssen. Eine Audio-Aufzeichnung des Gesprächs ist auf unserer Website zu finden.

Als vorläufiger Höhepunkt der Bündnisaktivitäten fand am 10. Juli 2022 das „Sommerfest des BgA-Ostsachsen“ auf dem Außengelände der Stiftung Weiterdenken in Dresden statt. Das Ziel, einen niedrigschwelligen Zugang zur Vielfalt jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart zu bieten, wurde dabei durch diverse Angebote der Bündnispartner*innen umgesetzt: Neben zwei Ausstellungen zu jüdischen Superhelden und dem Thema Judentum in Kinderbüchern konnten ein Vortrag und ein Stadtrundgang zur jüdischen Geschichte Dresdens, ein Gesprächskreis mit der Jüdischen Gemeinde, sowie Workshops zur jüdischen Küche und dem israelischen Selbstverteidigungssystem Krav Maga besucht werden. Abgerundet wurde der Tag schließlich mit einem Kuchenbazar, einer Tombola und zwei Konzerten.

Die Aktivitäten des BgA-Ostsachsen erschöpften sich 2022 jedoch nicht in der planmäßigen Abarbeitung der vereinbarten Ziele. Gleich zwei antisemitische Vorfälle in der Region zwangen das Bündnis spontan zu reagieren. So befindet sich das BgA-Ostsachsen seit dem 31. März 2022 in einer juristischen Auseinandersetzung mit Staatsanwaltschaft und Generalstaatsanwaltschaft Dresden, in der die Strafbarkeit eines neonazistischen Transparents mit der Aufschrift „Bombenholocaust“ geprüft wird, welches am 13. Februar zum wiederholten Mal durch die sächsische Landeshauptstadt getragen wurde. Der zweite Vorfall ereignete sich in Görlitz, wo das AfD-Mitglied Jens Jäschke die Ausladung eines Parteifreundes und Hobby-Djs von einer Kulturveranstaltung mit dem Boykott von Jüdinnen*Juden in der Zeit des Nationalsozialismus verglich. Aufgrund dieses unsäglichen Vergleichs, der noch dazu am 9. November einen Platz in der Sächsischen Zeitung fand, entschied das BgA-Ostsachsen zu Chanukka, gemeinsam mit dem jüdischen Gemeindeverein Görlitz, ein Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen von Antisemitismus in Görlitz, Sachsen, Deutschland und der Welt zu setzen.

Neben diesen herausragenden Ereignissen war die Arbeit des BgA-Ostsachsen auch im Jahr 2022 durch die Organisation von digitalen und analogen Austauschformaten für die Bündnispartner*innen, dem Erstellen von Stellungnahmen zum 27. Januar und 9. November sowie durch die Vernetzung mit weiteren Akteur*innen im Themenfeld bestimmt. Darüber hinaus stellte sich die Aufgabe, eine Folgefinanzierung für das Projekt zu akquirieren, da die Anschubfinanzierung der „Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ am 30. September 2022 nach zwei Jahren auslief.

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